Hydraulische Fällhilfen – Effizienzsteigerung bei der Holzernte
Hydraulische Fällhilfen sind keineswegs eine neuartige Innovation, sondern bereits seit geraumer Zeit im forstwirtschaftlichen Einsatz etabliert. Besonders in Deutschland hat das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF) diverse Fällheber unter die Lupe genommen und umfangreiche Prüfberichte erstellt. In der Schweiz hat Waldwirtschaft Schweiz mit dem Ziel, diese Hilfsmittel in Ausbildungsprogramme zu integrieren, ebenfalls eigene Untersuchungen und Tests durchgeführt.
Ein Blick in heimatkundliche Museen offenbart hier und da die alten Stockwinden. Ihr beträchtliches Gewicht und die simple, doch ausgeklügelte Mechanik beeindrucken noch heute. Über Jahrzehnte hinweg waren diese Geräte integraler Bestandteil der Holzernte. Mit dem Aufkommen hydraulischer Technologien wurden auch die altbewährten Stockwinden einer Modernisierung unterzogen.
Inspiration durch den hydraulischen Wagenheber
Der hydraulische Wagenheber diente als konzeptionelles Vorbild. Das technische Prinzip erweist sich als verblüffend simpel, während Bauform und Dimensionen eine kompakte Handhabung begünstigen. In der Schweiz und Deutschland haben einige Hersteller sowie private Entwickler diese Wagenheber an die Anforderungen der Forstarbeit angepasst. Der Markt bietet inzwischen diverse Fällheber-Modelle (Abb. 1) in unterschiedlichen Ausführungen an. Während einige Varianten auf Aluminium-Leichtbau setzen, um das Eigengewicht zu reduzieren, reichen die Hubkräfte je nach Modell bis zu beeindruckenden 40 Tonnen.
Über hydraulische Fällkeile (Abb. 2) existieren hingegen weitaus weniger Informationen, da sie bislang kaum beworben wurden. In der Schweiz sind gegenwärtig lediglich zwei Verkaufsstellen bekannt.
Während die traditionellen Stockwinden auch zum Drehen von Baumstämmen herangezogen wurden, ist der Einsatzbereich der hydraulischen Fällhilfen auf den eigentlichen Fällvorgang beschränkt. Im vergangenen Winter wurden zwei Modelle einer Praxisprüfung unterzogen: ein hydraulischer Fällheber und ein hydraulischer Fällkeil. Selbst bei klirrenden Minustemperaturen zeigten sich beide Geräte unbeeindruckt – weder das Hydrauliköl noch die Hubkraft litten unter der Kälte.
Der hydraulische Fällheber
Der hydraulische Fällheber basiert auf dem Prinzip des Wagenhebers, wenngleich die Konstruktion erheblich vereinfacht wurde. Die rutschsichere, bewegliche Auflageplatte gewährleistet, dass sich der Druck gleichmäßig auf die gesamte Auflagefläche verteilt, selbst wenn sich der Neigungswinkel ändert. Dies verhindert ein Verbiegen des Zylinders. Die gesamte Druckkraft – bei unserem Testmodell 20 Tonnen – wird als Hubkraft direkt auf den Baum übertragen.
Ein Nachteil ist die vertikale Arbeitsweise, die eine gewisse Mindesthöhe des Baumstumpfes voraussetzt. Zudem sollte der Baum einen Mindestdurchmesser aufweisen, da andernfalls das Sägen neben der Kopfplatte erschwert wird.
Der hydraulische Fällkeil
Technologisch weiterentwickelt, lässt sich der hydraulische Fällkeil wie ein herkömmlicher Keil einsetzen. Er erfordert jedoch regelmäßige Wartung: Die Kontaktflächen zwischen Keil und Federstahlplatten müssen täglich gefettet werden, um Reibungsverluste zu minimieren. Aufgrund des Prinzips der schiefen Ebene resultiert aus der Druckkraft des Zylinders eine dreifach erhöhte Spreiz- beziehungsweise Hubkraft.
Die horizontale Arbeitsweise ermöglicht es, den Fällschnitt auf üblicher Höhe zu setzen, wodurch ein niedriger Baumstumpf zurückbleibt (Abb. 3). Der Stammdurchmesser spielt hierbei eine untergeordnete Rolle, da sich bei geringer Dimension die Schwachholzmethode anwenden lässt. Der Pumphebel kann wahlweise rechts oder links montiert werden, um die Arbeitsposition zu optimieren.
Direkter Vergleich der Fällhilfen
Beide Fällhilfen bieten ein hohes Maß an Sicherheit und machen das kraftaufwendige Eintreiben von Keilen überflüssig. Der Baum lässt sich langsam und kontrolliert ins Gleichgewicht bringen, wodurch er kontinuierlich beobachtet werden kann. Das hydraulische Pumpen vermeidet Erschütterungen, wodurch das Risiko herabfallender dürrer Äste erheblich reduziert wird. Außerdem entfällt das Mitführen zusätzlicher Keile, was die Arbeitssicherheit weiter erhöht.
Vor- und Nachteile im Überblick:
Fällheber: Erfordert eine präzise Schnittführung, wodurch der Forstwart sicher im Umgang mit der Motorsäge sein muss. Das Einstechen bedarf einer geübten Hand, und der Baumdurchmesser sollte mindestens 45 cm betragen. Die Hubhöhe ist mit 160 mm beachtlich, während der höhere Stumpf und das kompliziertere Sägen Nachteile darstellen. Allerdings ist der Fällheber kostengünstiger in der Anschaffung.
Fällkeil: Besonders in flacherem Gelände und im Mittelland bietet der Fällkeil unschlagbare Vorteile. Er kann bei fast jedem Durchmesser eingesetzt werden und ist angenehmer zu transportieren als der Fällheber. Seine Hubhöhe von 60 mm übertrifft herkömmliche Keile deutlich. Das Einsetzen erfordert lediglich einen leicht verbreiterten Fällschnitt.
Fazit: Zweckmäßigkeit nach Gelände und Baumdimension
Beide Geräte haben zweifellos ihre Berechtigung. Der Fällkeil eignet sich optimal für flacheres Gelände, während der Fällheber insbesondere im Gebirge seine Stärken ausspielt, wo die Stockhöhe keine wesentliche Rolle spielt. Wichtig ist jedoch: Weder der Fällkeil noch der Fällheber können den Seilzug ersetzen. Bei Bäumen mit rückhängenden Kronen oder ineinander verwachsenen Ästen ist der Einsatz dieser Hilfsmittel nicht zulässig, da die Kraft ausschließlich am Boden wirkt. In jedem Fall ist das Nachsetzen eines herkömmlichen Keils als Sicherung erforderlich.
Eigenschaften und Einsatzbesonderheiten im Überblick:
Merkmal | Hydraulischer Fällheber | Hydraulischer Fällkeil |
---|---|---|
Preis (inkl. MwSt.) | ab CHF 650.– | ab CHF 1'250.– |
Gewicht | 10 bis 17 kg | 9,5 kg |
Hebekraft | 20 bis 30 t | bis 27 t |
Hubhöhe | bis 160 mm | 60 mm |
Schulung erforderlich | Ja | Ja, oder Erfahrung |
Bedienung | Einfach | Einfach |
Baumdurchmesser | Ab 45 cm Ø | Ab 25 cm Ø |
Wartung | Keine | Tägliches Fetten |
Besonderheiten | Hoher Stock | Niedriger Stock |
Sicherheit | Kein Ersatz für Seilzug | Kein Ersatz für Seilzug |
Abbildung 3 verdeutlicht, wie hydraulische Fällhilfen die Keilarbeit erleichtern und sicherer gestalten, ohne jedoch den Seilzug vollständig zu ersetzen.
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